Im Reich der Berghexen und Waldpförtner
Ein Schmetterlingsjahr in Mediasch
oder
"Apollo in Mediasch"



D ie schönen, überwiegend mit Wäldern aus Eiche, Hainbuche und Linde bestandenen Höhenzüge, blumenreichen Heuwiesen und Weinberge um Mediasch haben schon viele Naturfreunde begeistert. Hier leben u.a. viele Schmetterlingsarten (über 700 Großschmetterlingsarten wurden allein in den Jahren 1976-1989 nachgewiesen), die heute an vielen Orten Europas schon selten geworden sind.

 
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Phigalia
                                            
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N och liegt Schnee, aber in milden Februarnächten schlüpfen bereits die Schneespanner (Phigalia pedaria), deren Weibchen flügellos sind. Sie verkünden das nahe Frühjahr.

 

A uf feuchten Wiesen mit reichen Schaumkrautbeständen findet sich im April der zu den Weißlingen gehörende Aurorafalter (Antocharis cardamines). Dass die Göttin der Morgenröte namensgebend war, liegt an den orangeroten Vorderflügelflecken, die mit der weißen Grundfarbe der Flügel kontrastieren. Seine zarte grüne Raupe lebt im Juni/Juli am Schaumkraut (Cardamine pratensis) und ist in der Vegetation schwer zu finden.

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Antocharis cardamines: klick zum vergroessern
Antocharis cardamines

Cardamine pratensis: klick zum vergroessern
Schaumkraut
Saturnia pyri: klick zum vergroessern
Saturnia pyri

Prunus persica: klick zum vergroessern
blühender Pfirsichbaum

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D er Falter mit der groessten Spanne (bis zu 17 cm), in der Mediascher Gegend, ist zweifellos das Wiener Nachtpfauenauge (Saturnia pyri) Seine Grundfarbe ist braungrau und der Flügel hat ein großes schwarz gekernts, sowie weiß und rosa eingefaßtes Auge. Er dürfte auch die größte Raupe aller Schmetterlinge dieser Gegend haben. Sie ist im erwachsenen Zustand prächtig grün und hat blaue beborstete Warzen. Man kann sie an Birnen- (Pyrus), Pfirsich- (Prunus persica) und anderen Obstbäumen finden. Der Falter fliegt im Mai.

 
Colias myrmidone: klick zum vergroessern
Colias myrmidone

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Colias chrysotheme

Iphiclides podalirius: klick zum vergroessern
Iphiclides podalirius

Papilio machaon: klick zum vergroessern
Papilio machaon

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blühender Schlehenstrauch

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G anz andere Biotope, nämlich die Steppenhänge die nach Eibesdorf abfallen, sind der Lebensraum der prächtigen Gelblinge, von denen allein in Mediasch 5 Arten, von denen der orangerote Myrmidonefalter (Colias myrmidone), der Regensburger Heufalter (Colias chrysotheme) wohl die schönsten Arten sind. An den Schlehensträuchern (Prunus spinosa) derselben Steppenhänge lebt auch die Raupe des elegantesten Fliegers unter den Mediascher Faltern, des Segelfalters (Iphiclides podalirius). Er ist auch in Gärten und Weinbergen zu hause und nicht selten. Aufgrund der langen Schwänze an den Hinterflügeln, die den Sporen der Ritter ähneln, erhielt die ganze Familie der Segelfalter, zu der auch diese schöne Art gehört, den Namen "Ritter" (Papilionidae). Der allbekannte Schwalbenschwanz (Papilio machaon) ist in Mediasch viel gelber und kontrastreicher gefärbt, als in Deutschland. Seine grün-schwarz gestreifte Raupe haben viele Leser schon am Fenchel oder Möhrenkraut im Garten gefunden und sie achtlos zertreten, ohne daß sie wußten, daß daraus einer der schönsten Schmetterlinge wird.



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E in "Ritterfalter" dieser Gegend hat dagegen keine Schwänze oder Sporen.
Es ist der Schwarzapollo (Parnassius mnemosyne)
Er unterscheidet sich leicht, aufgrund seiner pergamentartigen, glasig durchsichtigen weißen, spärlich schwarz gefleckten Flügel von den Kohlweißlingen (Pieris brassicae). Obwohl nicht bunt, ist er dennoch sehr schön und wirkt wie aus Glas gemacht. Seine schwarze, gelb gefleckte Raupe ist am Lerchensporn (Corydalis spec.) schwer zu finden. Der Falter ist an sonnigen Waldrändern und -wiesen im Mai/Juni auf dem Bussder Plateau, Puschendorf und dem Wodesch jahrweise gar nicht selten .


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Schwarzapollo, klick zum vergroessern
Parnassius mnemosyne

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Kohlweißling

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Lerchensporn

 

W o wären die Mediascher Heuwiesen ohne das große Heer der Bläulinge, Feuerfalter (Lycaenidae) und Blutströpfchen (Zygaenidae). Am Elesteu ist auch heute noch im Sommer der herrlich metallisch rot gefärbte Große Dukatenfalter (Chrysophanus dispar ssp. rutilus) zu finden, dessen Raupe am Flußampfer u.a. Ampferarten lebt (Rumex spec.)
Auf dem Buzder Plateau fliegt im Juli in den Eichenbeständen ein eigentümlicher geschwänzter Bläuling, dessen Männchen trübblau, das Weibchen aber einen strahlend blauen Wisch auf den Vorderflügeln hat, der Eichenzipfelfalter .
Eine Pracht sind auch die großen kräftig blau schillernden Thymianbläulinge (Maculinea arion). Sie sind recht selten und an heiße mit Thymianpolstern (Thymus serpyllum) bewachsene Hänge gebunden. Dagegen sind um Buzd und in den Eibesdorfer Bergen, wo reichlich Kronwicken, Hornklee u.a. Leguminosen wachsen die wohl schönsten Bläulinge, der strahlend grünblaue Kalksteppen- und himmelblaue Himmelsbläuling (Lysandra coridon und L. bellargus) noch gut verbreitet.
Die grell metallisch blauschwarz und rot gefärbten Blutströpfchen oder auch Widderchen (Familie Zygaenidae) genannt, gehören in den Sommeraspekt der Mediascher Landschaft. Etliche Arten können sehr zahlreich auftreten und man findet sie besonders am Abend schlafend auf den Blütenköpfen der Flockenblumen. Die auffälligste Art ist das Kärntnersche Blutströpfchen (Zygaena carniolica), dessen roten Vorderflügelflecke noch weiß gerandet sind.

Quercus robur
Eichenzweig
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Zyganidae

Zyganidae

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Lycaenidae


Lysandra bellargus

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Lysandra coridon

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Chrysophanus dispar

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Lycaena phlaeas

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Maculinea arion

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Quercusia quercus

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Rumex. spec.

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Apatura iris: klick zum vergroessern
Apatura iris

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Limenitis populi

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Salix caprea
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G anz besondere Kleinodien der Gegend sind die Schillerfalter und Eisvögel. Man findet sie vor allem auf feuchten Waldwegen in alten Wäldern, wo Espe (Populus tremula) und Salweide (Salix caprea) noch gut gedeihen und ihre Raupen genug Futter finden. Der Große Schillerfalter (Apatura iris) kann immerhin 60 mm spannen, ist wunderschön samtschwarz und hat eine über beide Flügel gehende weiße Binde und einen rötlichen Augenfleck vor der gezahnten Hinterflügelspitze. Trifft Licht auf die Flügel, schillert der Falter herrlich blau. Der Große Eisvogel (Limenitis populi) ist ähnlich gefärbt, schillert aber nur wenig und mehr grünlich. Dafür ist er auf der Unterseite kräftig orangrot, eisblau, schwarz und weiß gezeichnet. Am häufigsten fliegen diese Schmetterlinge noch im Wodesch. Direkt um Mediasch sind sie leider selten geworden, was vor allem mit der Zerstörung der Bodenvegetation und der jungen Bäume durch die Waldweide zusammenhängt.

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D ie heißeste Zeit des Sommers ist die Flugzeit der auf grasigen Steppenhängen vor allem bei Eibesdorf fliegenden Berghexe (Chazara briseis). Diese schwarzbraune mit einer weißen Flügelbinde gezierte Augenfalterart schillert grünmetallisch, wenn die Sonnenstrahlen auf ihn fallen. Seine Raupe lebt an typischen Steppengräsern (wie Festuca-, Stipa- oder Sesleria Arten)

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Chazara briseis

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Steppengraeser

 
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Sphinx ligustri

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Pergesa elpenor
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W as die Falken unter den Vögeln, sind die Schwärmer unter den Schmetterlingen. Ihr kräftiger torpedoförmiger Leib und die scharf geschnittenen Flügel verleihen ihnen ein elegantes Aussehen. Im Gebiet fliegen gleich mehrere Arten. Da sind der überwiegend rotgefärbte Weinschwärmer(Pergesa elpenor), bzw. der am Hinterleib schön rosa gebänderte Ligusterschwärmer (Sphinx ligustri), als häufigste Arten.

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M it dem Sommerklang ist das Schmetterlingsjahr längst nicht vorbei. Erst im September und Oktober fliegt in den Eichenbeständen das Blaue Ordensband (Catocala fraxini). Diese bei uns größte Eulenfalterart (Noctuidae) hat rindenfarbige Vorderflügel und ein leuchtend blaues Band aus den schwarzen weiß gesäumten Hinterflügeln.

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catocala fraxini: click pentru marire
catocala fraxini
 
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Pyrameis atalanta

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Pyrameis cardui

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Vanessa io

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Aglais urticae

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Distelart
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Im Oktober geht die Zahl der fliegenden Schmetterlinge langsam zurück. Die prächtigen Admirale (Pyrameis atalanta) und Distelfalter (Pyrameis cardui), die im Frühjahr aus Nordafrika in unser Gebiet einwanderten, um sich hier zu vermehren, rüsten nun zum Rückzug. An vergorenem Fallobst kann man diese schönen Falter nicht selten beobachten, wenn sie sich stärken. In dieser Zeit suchen auch die allbekannten Tagpfauenaugen (Vanessa io) und Kleinen Füchse (Aglais urticae) ihre Verstecke, die sie nicht selten in Kellern und auf Dachböden bilden, um zu überwintern.





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M it dem Einsetzen der Fröste beginnt die Zeit der Frostspanner. Besonders die bunten Großen Frostspanner (Erannis defoliaria) sind in Gärten häufig bis Anfang Dezember zu finden, wobei die Männchen gern an das Licht kommen. Die Weibchen sind flügellos. Mit ihm klingt das Schmetterlingsjahr aus.

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Erannis defoliaria




Nach einem Aufsatz von Dr. W.-D. Busching


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